Heimatmuseum Reinickendorf

 

Ausstellungsarchiv

Billy Jenkins – Der Cowboy von Berlin

Artist und Romanheld

01.06.2007 bis 27.01.2008

Jenkins Cover

Erich Rudolf Otto Rosenthal (1885-1954) wurde unter dem Pseudonym “Billy Jenkins” bekannt. Er war Kunstreiter, Schütze, Lassowerfer, Greifvogeldresseur und Titelheld einer Romanreihe. Um seine Person ranken sich zahlreiche Geschichten von abenteuerlichen Reisen, die jedoch vermutlich ins Reich der Legenden gehören. Sie wurden erfunden, um der Kunstfigur Jenkins den Nimbus des Weltläufers zu verleihen.

Sein Vater, Georg Rosenthal (1865–1932), war Artist und Schausteller mit dem Künstlernamen “Süßmilch”. Er tingelte durch Deutschland, bevor er sich in Berlin-Tiergarten niederließ und dort ein Varieté betrieb. Im Berliner Vorort Konradshöhe, Habichtstraße 8, besaß er eine Villa, in der sich das Restaurant “Süßmilch” befand. In den 1930er Jahren richtete der Sohn dort die “Billy-Jenkins-Farm” ein, um Greifvögel zu dressieren und sein artistisches Können zu verfeinern. Das in den 1920er Jahren erbaute Haus existiert heute noch.

E.R.O. Rosenthal war halbjüdischer Herkunft. Ab 1933 nannte er sich offiziell, nach dem Mädchennamen seiner Mutter, “Fischer” und wurde unter diesem Namen Mitglied der NSDAP, ohne dort jedoch eine besondere politische Tätigkeit zu entfalten. Trotzdem ist er von antisemitischen Tendenzen nicht freizusprechen.

Der „König der Cowboys”, wie Jenkins in Presseberichten, Programmheften und auf Werbeplakaten genannt wurde, trat in zahlreichen Varieté- und Zirkusveranstaltungen auf, namentlich im Berliner Wintergarten, der Scala, der Plaza, im Leipziger Krystall-Palast sowie unter anderem mit den Zirkussen Sarrasani, Busch und Belli in vielen Ländern Europas und Südamerikas. Auch wirkte Jenkins als Stuntman in einigen Filmen mit.

Das Waffenverbot für Deutsche, ab November 1918, traf den Kunstschützen hart, so dass der Artist seiner Arbeit mit Vögeln mehr Gewicht beimaß. Seit den 1920er Jahren galt „Billy Jenkins” als der bedeutendste Greifvogeldresseur der Welt.

Er wurde auch durch die “Billy-Jenkins-Romane” bekannt. Sie suggerierten dem Leser, dass der Titelheld die Abenteuer selbst erlebt habe. Tatsächlich hatte er die Romane aber nicht selbst geschrieben, sondern lediglich seinen Künstlernamen und Fotografien zur Verfügung gestellt.

Nach Kriegsende wohnte er zunächst in Hof, dann in Köln. Er lebte von einer artistischen Wildwest-Show, mit der er durch Deutschland tingelte, sowie, ab 1949, von den Tantiemen aus den Romanverkäufen. 1954 starb er unverheiratet und ohne Nachkommen in Köln-Nippes.


Literatur:
Dr. Michael Zaremba: Billy Jenkins – Mensch und Legende. Ein Artistenleben. Hansa Verlag Husum, 2000, ISBN 3-920421-77-9

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